Dokumentation

2022

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Wieder eine Feldscheune weniger.

Seit Kurzem ist die Scheune Hölstein, Gürbel (29.5) verschwunden. Sie war eines der wichtigsten Objekte und stand unter kantonalem Schutz. Der Zustand war bedenklich, nicht zuletzt, weil der Eigentümer rücksichtslos Balken herausschnitten um Grossballen lagern zu können. Nun ist sie zusammengebrochen und nicht mehr zu retten.


2021

Denkmaltage 2021

Drei Feldscheunen (Eptingen)

Auf einer Wanderung zu drei Feldscheunen werden folgende Punkte erklärt:

SO, 12.09.21

09.30 Uhr (Dauer ca. 6 Std.)

Wo

Gemeindeplatz Eptingen

ÖV

Bus 107 ab Sissach BHF 9.07 Uhr Kante B

Was

Wanderung zu drei Feldscheunen, geführt durch den Verein Baselbieter Feldscheunen

Anmeldung möglichst bis 9.9. an denkmalpflege@bl.ch

Organisation

Verein Baselbieter Feldscheunen und Kantonale Denkmalpflege BL



2021

Bennwil, Hornet


Schlussbericht Restaurierung Feldscheune Bennwil/Hornet, Inventar 08/10 (2020)

Die Flur „Hornet“ liegt am nach Westen orientierten Hang hoch über dem Dorf Bennwil. Die hier stehenden Heuschürli stammen wohl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, denn Daniel Bruckner schreibt im Jahr 1755 über Bennwil: “Das Dorf hat einen guten Ackerbau und Viehzucht; besonders ist deme seine Nahrung dadurch sehr reichlich vermehret worden, weil die hohe Obrigkeit vor Jahren gestattet hat in diesem sehr weitläufigen Dorfbanne das Gestrüpf und Gebüsche auszureuthen und solches zum Ackerbaue und Waidfahrt tüchtig zu machen.“

Lage / Umgebung

Heute liegt das ganze Gebiet im Landschaftsschutz. Südlich der Parzelle 207, auf der das Schürli steht, schliesst das im Zonenplan Landschaft ausgewiesene Naturschutzgebiet des ehemaligen „Lättloches“ mit seinem Weiher an. Lätt und auch Gips dienten im 18. Jahrhundert dazu, dem bewirtschafteten Land Mineralstoffe zuzuführen, was den Futterertrag bedeutend erhöhte. Nördlich schliesst das unter kantonalem Schutz stehende Waldgebiet „Rote Härd“ und „Chilchtal“ an. Auf dem Gelände stehen noch mehrere Obstbäume.


Abbildung 1: Heuschürli „Hornet“ Fassade Nord und West mit Naturschutzgebiet und Weiher im ehemaligen Lättloch direkt über der Scheune.  

BESCHRIEB

Der Unterbau der Scheune ist zweigeschossig und gemauert. Die Mauerdicke beträgt im Erdgeschoss 60 cm, im Obergeschoss 50 cm. Die Grundrissmasse sind 605 cm x 628 cm.

Das Erdgeschoss wurde als Stall genutzt. Der Zugang erfolgt am nördlichen Giebel durch eine rundbogige Türe, deren Hausteingewände einfach gefast ist. Beidseits der Türe sind zwei Fensterchen angeordnet. Gegenüber dem Eingang, in der hangseitigen Mauer, befindet sich eine Lichtnische. An der vom Eingang gesehen rechten Seite des Stalls befindet sich immer noch eine Futterkrippe. In der Ecke links vom Eingang weist die Decke eine kleine Luke auf, durch die man über eine Leiter ins Obergeschoss gelangt. Fünf firstparallel angeordnete Balken tragen die Bretter des Heubodens.

Das Obergeschoss diente als Heulager. Es ist über eine Tür von Süden her zugänglich. Gegenüber, in der Nordwand, ist im Inneren eine mit Backsteinen zugemauerte Öffnung sichtbar. Sie war ebenso breit wie die Tür, hatte aber eine Fensterbrüstung. Heute bleibt von der ehemaligen grossen Öffnung nur ein schmaler Luftschlitz übrig. In beiden Traufwänden sind je zwei Luftschlitze angeordnet.

Abbildung 2: Rückwand des Stalles mit Lichtnische.
Abbildung 3: Süd und Westseite vor der Renovation mit Öffnungen, um Heu einbringen zu können.

Der Dachstuhl hat lediglich zwei Randbinder. Im Norden stößt der Binder an die gemauerte Giebelscheibe. Der südliche Binder ist mit Brettern verschalt. Die Binderbalken liegen auf starken Mauerbalken auf.  Zum Dachstuhl gehören außerdem die First- und auf jeder Dachseite ein horizontal verlaufender Stuhlwandriegel, der die Sparren unterstützt. Unter den Mittelpfetten ansetzende, sich kreuzende und in die Firstpfette laufende Windstreben gewährleisten die Längsstabilität und sorgen für eine ausreichende Steifigkeit der Konstruktion.

Abbildung 4: Dachstuhl und Giebel Nord mit Firsträhm, Windverbänden und Stuhlwandriegel. 
            
Abbildung 5: Dachstuhl und Giebel Süd, pragmatisch abgestützte Stuhlwandriegel, daher der Querbund nicht mehr tragfähig ist.

Zwischen den Bindern befinden sich drei Sparrenpaare. Die Sparrenfüsse sind in kurze Klötze eingezäpft, die wie die Binderbalken auf dem Mauerbalken sitzen. Aufschieblinge bilden das traufseitige Vordach. Am nördlichen, gemauerten Giebel liegen die Ziegel im Mörtel und bilden einen fassadenbündigen Abschluss. Im grossen Lattenüberstand an der Traufe, der von der Mauerdicke herrührt, ist ein Windbrett angebracht, das von wiederverwendeten Stuhlbeinen als kleinen Strebchen gestützt wird. 

Abbildung 6: Traufseitiger Dachvorsprung mit Stuhlbeinstrebe / Ansicht vor und nach der Renovation.  


Zustand vor der Renovation

Die Scheune ist auf sicherem Baugrund errichtet. Das Mauerwerk zeigt keinerlei Setzungen oder Risse und ist von solider Machart. Die Fassaden erhielten im 20. Jahrhundert einen sehr groben neuen Verputz. Im Inneren fallen die gut erhaltenen originalen Mörtel- Verputzoberflächen des Obergeschosses auf.

Offenbar ist die Südseite des Gebäudes dem Wetter sehr exponiert. So erhielten der Dachsaum und der First eine Abdeckung aus Blech.  Hinter der, aus zweitverwendeten Kistenbrettern bestehenden, Holzschalung zeigte der südliche Binder starke Schäden. Die beiden Mauerbalken und die Firstpfette waren in sehr schlechtem Zustand. Mit nur vier Sparrenfeldern war die Spannweite der Dachlatten außerordentlich groß. Das Dach war zwar doppelt gedeckt, doch war der Lattabstand mit 18 cm für die vorgefundenen Ziegel zu weit. Gut möglich, dass ursprünglich längere Ziegel verwendet waren, die aber ersetzt werden mussten. Die im nahen Diegten angefertigten Ziegel hatten einen so schlechten Ruf, dass die dortige Ziegelproduktion aufgegeben werden musste.


Reparatur und Instandstellungsmassnahmen

Der Ersatz der Mauerbalken bedingte die Demontage des kleinen Dachstuhls. Der südliche Dachbinder und die Firstpfette mussten ebenfalls ersetzt werden. Die ungewöhnlich Große Spannweite der Dachlatten wurde mittels eines zusätzlichen Sparrenpaares verringert. Trotz dieser Maßnahmen erscheint der Dachstuhl heute immer noch als repariertes Original, nicht als neuerstellte Kopie.

Am Ort der Nordseite und am First sind die Ziegel in ursprünglicher Art wieder ein gemörtelt, am Ort der Südseite windsicher verschraubt. Die Lattweite ist auf 15 cm verringert Die Schalungen der Südseite bestehen nicht mehr wie vor der Restaurierung aus drittklassigen Kistenbrettern, sondern durchgehend aus besäumten Klotzbrettern, die Stossfugen sind mit Deckleisten verschlossen.

Das Mauerwerk ist in gutem Zustand und von einem groben neuzeitlichen Verputz geschützt. Dieser wirkt zwar nicht störend, er entspricht aber in seiner Ausstrahlung nicht dem ursprünglichen abgekellten Kalkputz. An wenigen Stellen wurde der Verputz mit identischem Material repariert und in Stand gestellt.

Bereits vor den Instandstellungsarbeiten wurde vom Eigentümer in Eigenleistung eine Drainageleitung entlang der hangseitigen Aussenmauern verlegt, um die Bruchsteinmauern des Erdgeschosses von andauernder Durchfeuchtung zu schützen.
                                    

Abbildung 7: Zu große Lattweite beim bestehenden Doppeldach / Blechabschluss Süd.
Abbildung 8: Dokumentation und sorgfältige Demontage des Dachstuhls.
Abbildung 9:  Reparaturen/ Vormontage in der Werkstatt.                     
Abbildung 10: Reparaturstück an Sparrenkopf / Bauzeitliche Konstruktionsteile werden ergänzt.
Abbildung 11: Zur Aufrichte Bereit- Vorbereitete Mauerbalken und Bundbalken.
Abbildung 12: Der restaurierte Dachstuhl ist aufgerichtet.
Abbildung 13: Dachdeckerarbeiten- Das Dach wird eingelattet.
Abbildung 14: Doppledach- Eindecken des Daches mit den aufbereiteten Biberschwanzziegeln
Abbildung 15: Ansicht Nord+ West nach der Restaurierung / ein architektonisches Kleinod.
Abbildung 16: Ansicht Ost und Süd nach der Restaurierung.


UMGEBUNG

Um den Mauerfuss trocken halten zu können, wurden sickerfähige Kalksteinschroppen angefüllt und mit grobem Mergel überdeckt, die bestehenden Sträucher wurden belassen. Diverse neu gepflanzte Bäume und Nisthilfen können zur Ergänzung der beidseits anschliessenden Naturschutzflächen und zu deren besseren Vernetzung beitragen.

Abbildung 18: In unmittelbarer Nähe zur Scheune verläuft der Entwässerungsgraben des Lättlochs, begleitet von einer Wildhecke.
Abbildung 19: Obstbaumpflanzungen in direkter Scheunenumgebung.




Abschlussbericht Erlebnisraum Tafeljura und Verein Baselbieter Feldscheunen mit Rahmenprogramm

Läufelfingen, Rüttiboden Inventar 35/01

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Ende Juli 2020 ist die Feldscheune zum grössten Teil renoviert. Es fehlen noch kleinere Arbeiten an den Fundamenten. 

Das Gebiet um den Rüttiboden war in alter Zeit wohl ein Sennberg. Intensive Bewirtschaftung mit Ackerbau und Graswirtschaft haben in dieser Höhenlage erst in neuerer Zeit Einzug gehalten. Der Weidstall liegt an ebener Stelle, lang hingestreckt und umgeben von mächtigen schattenspendenden Ahornbäumen.  Am Fuss einer bewaldeten Felsrippe und neben einem von hohen Bäumen bewachsenen alten Grenzwall gelegen, ist der Weidstall mit seiner Umgebung ein Teil der überkommenen Kulturlandschaft.

Der Stall wurde gemäss der an einem Fenstersturz sichtbaren Jahrzahl im Jahr 1794 mit steinernen Umfassungsmauern errichtet. Wohl an der Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert erhielt das Gebäude einen neuen, soliden Dachstuhl mit einem kleinen Quergiebel, der den Zugang zum Dachraum erleichterte.

Mit den Neuerungen in der Landwirtschaft verlor der Weidstall im Betrieb des Hofes Reisen an Bedeutung und wurde vernachlässigt. An einigen Stellen führte eindringendes Wasser zu Fäulnis am Holzwerk, vor allem aber bedroht der weit fortgeschrittene Verfall der seitlichen Dachabschlüsse die Existenz des Gebäudes. Mit einem Arbeitstag gelang es dem Verein Baselbieter Feldscheunen, das Dach provisorisch zu dichten. Danach kümmerte sich der Verein um die Geldmittel, die eine fachgerechte Reparatur des Daches sowie der Schäden am Mauerwerk erlauben. Die Restaurierungsarbeiten sollen im Verlauf des Jahres 2020 erfolgen. Die Reparatur der Fäulnisschäden und eine gewissenhafte Reparatur der Eindeckung können, verbunden mit regelmässiger Kontrolle des Daches, den Bestand des Weidstalls über die nächsten Jahrzehnte garantieren.

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Läufelfingen, Rüttiboden



Titterten, Retschenweid,  Inventar 66.6

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Im März wurde die vorläufige Sicherung der talseitigen Mauer ausgeführt. Inzwischen wurde die Scheune vermessen und die Berechnung der Kosten einer Renovation durchgeführt.

In der Retschenweid, westlich von Titterten, liegen zwei Feldscheunen nahe beieinander. Während die eine, Inv. Nr. 66.7, zum Ferienhaus umgebaut ist, hat die andere, Inv. Nr. 66.6, seit dem 19. Jahrhundert keine tiefgreifenden Umbauten erleiden müssen.

Die Scheune liegt an einem nach Südosten ausgerichteten Hang, mit der vorderen Traufseite talwärts. Mit Hecken und Feldgehölzen erscheint die ganze Geländekammer ungestört.


Die Scheune ist talseitig durch zwei breite Türen erschlossen, dazwischen liegen zwei Fenster. Die beiden oberen Geschosse waren durch je drei Fenster erhellt, die westlichen sind heute aber vermauert. Die Mauern des Westgiebels reichen heute nur noch in den Eckbereichen bis unter das  Dach. Dazwischen wurde das Mauerwerk durch eine Holzkonstruktion ersetzt. Am Ostgiebel erhellen drei Fenster den Stall. Darüber sind in jedem Geschoss schmale Lüftungsschlitze angeordnet. Die heutige Gestalt dieser grossen Scheune entstand wohl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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Die Trauffassade misst ca. 950 cm, die Giebellänge beträgt ca. 1090 cm. Vom Stallboden bis oberkant Dachbalkenlage werden ca. 750 cm gemessen. Der Unterbau umfasst drei Geschosse. Über alle Geschosse ist die Scheune in einen schmaleren West- und einen breiteren Ostteil aufgeteilt.

Im Erdgeschoss liegt im Osten ein tiefer Stall, im Westen ein sehr breiter Stallgang, von dem der hintere Teil durch eine Mauer abgetrennt ist.  Über dem Stall liegt der Heuboden, über dem hinteren Teil der Westseite war eine mit einem Fenster versehene Kammer für den Küher eingerichtet, die über eine Treppe vom Stallgang her zugänglich war.  Im 2. Obergeschoss liegt im Westen die bergseitig erschlossene Hocheinfahrt, von der aus das Heu ins Heuloch entladen wurde.


Kammer für den Küher

                               

Gebäudestruktur und Schäden


Der Hangdruck hat die Rückwand des Stallgeschosses nach innen stark ausbiegen lassen. Über die Deckenstruktur bewirkte diese Kraft eine starke Ausbauchung der talseitigen Trauffassade. Der Aufbau dieser Fassade ist zudem unzweckmässig, weil die beiden oberen Geschosse dreiachsig sind, im Stallgeschoss dagegen in den beiden Mauersäulen Fenster angeordnet sind. Als Reparaturmassnahme wurden deshalb die Fenster oberhalb der westlichen Stalltüre zugemauert. Im Bereich der östlichen Stalltüre sind die schmalen durchgehenden Mauersäulen stark überlastet.        

                                                                                        

 Die Bodenscheibe über dem Erdgeschoss ist durch den Hangdruck talseitig verschoben. Die talseitige Fassade ist stark ausgebaucht.  

Die westliche Giebelwand zeigt auf der Innenseite einen breiten alten Riss, der wohl der Anlass war, das  gemauerte Giebeldreieck  auf die Höhe des Bodens der Einfahrt abzutragen und nur die Eckpartien stehen zu lassen. Dieser Riss zeigt sich aber im vor 1993 aufgetragenen Verputz der Aussenseite nicht. Dagegen hat sich in den letzten Jahren weiter nördlich ein breiter neuer Riss gebildet. Auf der Innenseite zeigt sich, dass der vordere Teil des Gebäudes sich um ca. 15 mm in den Boden eingesenkt hat, wohl hervorgerufen durch die tiefe Austrocknung des Lehmbodens in den vergangenen trockenen Jahren. Dieselbe Erscheinung beobachtet man an der  Feldscheune beim benachbarten Hof March.

Der Dachstuhl zeigt die Besonderheit, dass die Sparren bis ins Vordach weiterlaufen. Sie stehen am Fuss nicht auf, sondern hängen in der Verzapfung mit den Kehlbalken. Infolge dieser Konstruktion sind auf jeder Seite nur drei Überkämmungen für die Übertragung der im Dachfuss auftretenden Zugkräfte verantwortlich. Sie vermögen durch Verformungen auftretende zusätzliche Belastungen nicht aufzunehmen. Ein massiver Schaden am Dachfuss der Südwest-Ecke wurde nur behelfsmässig repariert. Von diesen ernsten Mängeln abgesehen befindet sich der Dachstuhl aber in einem guten Zustand.

Abgescherter Kamm, Dachstuhl Westseite 

                                      

2019


Schlussbericht über die Renovierung der Feldscheune Niederbölchen, Eptingen Inv. 20.09


Sobald von Süden her der Übergang des Kilchzimmersattels erreicht ist, eröffnet sich uns der faszinierende Ausblick über die coupierte Landschaft des Oberbaselbieter Kettenjuras und den Talkessel von Eptingen. Steigen wir ab zum Tal, bemerken wir nach mehreren Kurven unterhalb der Strasse eine Gruppe riesiger Linden und Eschen, mittendrinn ein Weidstall. Ein wunderbarer, für den Baselbieter heimatlicher Anblick.


Bis vor einigen Jahren wichen diese Eindrücke bei genauem Hinsehen dem Entsetzen und der Empörung über den baufälligen Zustand des Weidstalls. Durfte es sein, dass in nächster Zukunft das Gebäude vollkommen in sich zusammenfallen und aus der Baumgruppe verschwinden würde?

Für den Verein Baselbieter Feldscheunen war klar, dass er sich für den emotionalen, ökologischen und geschichtlichen Wert dieses Ensembles einsetzen musste.


Ausführung

Eine erste Annäherung an den Eigentümer fand im Jahr 2015 statt, indem im Rahmen des Zivilschutzes erste notdürftige Stützmassnahmen ausgeführt wurden. Im folgenden Jahr konnte der Verein im Rahmen seines alljährlichen Arbeitstages die Holzkonstruktion des Dachwerks abstützen und provisorisch zusammenbinden.

Der Eigentümer hatte zu diesem Zeitpunkt  vom Aushub für die Deponie Höli oberhalb Liestal geeignete Mauersteine besorgt, die auf dem Hof gereinigt und zur Maurerarbeit bereitgestellt wurden. Der Eigentümer besorgte in der Folge die gesamte Logistik und stellte seinen Bagger zur Verfügung, und die Elektra Baselland erstellte einen Stromanschluss und war später mit einem Spezialfahrzeug bei der Aufrichte behilflich.


Inzwischen waren beide Mauerecken der nördlichen Schmalseite eingestürzt, weil die Fundamentierung fehlte und nahe beim Gebäude in früherer Zeit eine Jauchegrube bestanden hatte. Es zeigte sich, dass das vordere Drittel des Stalles komplett abgetragen und auf Betonfundamenten neu aufgeführt werden musste. Von vornherein war klar, dass auch das gesamte Dachwerk unter Verwendung der noch intakten Teile neu zu erstellen war.


2017 war die Stiftung Baustelle Denkmal erstmals aktiv. Der Eigentümer erstellte die Zufahrt zur Baustelle, sodass mehrere nacheinander folgende Gruppen von Zivis  einem qualifizierten Maurer bei der Fundamentierung  und der Errichtung der Bruchsteinmauern zur Hand gehen konnten. Gleichzeitig besorgte man vom Abbruch gebrauchte handgemachte Ziegel. Im Herbst war ein grosser Teil der Maurerarbeiten ausgeführt und die Baustelle wurde winterfest gemacht.


2018 waren wiederum Zivis in mehreren Gruppen engagiert. Sie deckten den verbliebenen Teil des Dachs ab, darauf reparierte und ergänzte eine für derartige Arbeiten qualifizierte  Zimmerei das Holzwerk, man richtete auf, beendete die noch anstehenden Maurerarbeiten und deckte das Dach ein.


Das Gebäude oberhalb des Hofes Niederbölchen wurde als Weidstall zur Sömmerung von Vieh errichtet. Seine Umfassungswände sind mit Bruchsteinen ausgeführt, für das Holzwerk fanden zum grossen Teil Balken Verwendung, die schon in einem früheren Bauwerk verbaut gewesen waren. Deshalb ist es nicht möglich mit einer Jahrringanalyse ein Baudatum zu bestimmen. Die Holzkonstruktion lässt sich anhand ihrer Ausführung irgendwo zwischen der Mitte des 17. Jahrhunderts und dem ausgehenden 18. Jahrhundert einordnen.

In der Hütte wurden die Kühe während der Nacht, bei schlechtem und zum Melken auf zwei Lägern eingestallt. Es fällt auf, dass im Unterschied zu den schmalen Lüftungsschlitzen in der westlichen Traufwand ein einzelnes grösseres Fenster angeordnet ist. War dahinter ein Verschlag abgetrennt, in dem der Hirte während der Weidesaison hauste? Zum Brunnen hin lag noch im 20. Jahrhundert ein kleiner Anbau für die Melkutensilien.


Das Dach weist eine für unsere Gegend flache Neigung unter 45 Grad auf, und es ist doppelt gedeckt, sodass keine Schindeln die seitlichen Stösse der Ziegel abdichten müssen. Damit entspricht das Dach den Anforderungen der hohen schneereichen Lage. Der Dachstuhl besteht aus vier Bindern, deren durchgehende Streben einen schwachen Firstbalken tragen. Beide Randbinder waren ursprünglich verschalt, doch wurde der bergseitige Binder nachträglich durch eine Giebelmauer ersetzt.


Der Dachfuss ist auf eine Art gestaltet, die sich in unserer Gegend häufig, in der übrigen Schweiz aber kaum findet: zwischen den Bindern sind die Sparren in ein auf dem Mauerbalken liegendes Längsholz quer eingezapft. Das Längsholz ist mit einem senkrecht stehenden Zapfen in den Binderbalken seitlich eingelassen, sodass es, solange die Köpfe der Binderbalken intakt sind, nicht nach aussen weichen sollte.


Ein weiteres ungewohntes Detail ist in unserer Gegend bei unverfälscht erhaltenen Dächern häufig.

Die über den verschalten Randbindern liegenden Sparren fassen die Schalungsbretter in einer Nut und sind somit im Giebel sichtbar. Das ergibt im Dachfuss von aussen gesehen ein ungewohntes Bild das spontan einen Fehler des Zimmermanns vermuten lässt. Doch entspringt diese Ausführung wohl dem Bestreben, möglichst wenige der nur gegen Bargeld erhältlichen teuren Eisennägel zu verwenden.


Der Verein Baselbieter Feldscheunen schenkt der Stellung der Feldscheunen als Rückzugsort für in unserer Kulturlandschaft bedrängte Lebewesen und Pflanzen besondere Beachtung, indem er nicht nur wenig genutzte Gebäude für die Zukunft erhält, sondern auch für eine vielfältige Umgebung eintritt. So wurden die alten Bäume von einem professionellen Baumpfleger betreut. Auf dem ebenen Platz neben der Scheune bietet ein Steinhaufen geschützten Unterschlupf für allerlei Lebewesen, entlang dem Feldweg entsteht eine neue Hecke und am und im Gebäude bringen in diesem Winter Naturschutzkreise Nisthilfen an.




Schlussbericht Verein Baselbieter Feldscheunen und Erlebnisraum Tafeljura

http://feldscheunen.ch/feldscheunen/wp-content/uploads/2019/08/2019-02-05_ZwischenberichtAbschluss_Niederbölchen.pdf




Zeglingen, Leimenrain


Die Wiesen oberhalb von Zeglingen wurden früher zum grossen Teil von ihren Besitzern geheut. Danach standen sie als allgemeine Herbstweide zur Verfügung. Die Eigentümer hätten entgegen dem hergebrachten Recht gerne ihre Flächen auch ein zweites Mal geschnitten, womit aber später nur noch wenig Gras für die allgemeine Weide zur Verfügung stand. Diese Konflikte schwelten in allen Dörfern mit Bergmatten bis zum Zeitpunkt, als das Landeigentum keinen Einschränkungen mehr unterlag. Für den Eigentümer wuchs die Menge an Futter, das er auf seinem Grundstück gewinnen konnte. Wohl aus diesem Grund weist eine Vielzahl der heute noch stehenden Feldscheunen als Vergrösserung des Bergeraums eine Dachkonstruktion mit Kniestock auf. Dabei sind einige von Beginn weg so konzipiert worden, bei anderen ist der Kniestock auf eine bestehende Konstruktion aufgesetzt.


Für die Scheune im Leimenrain wurden einige lange durchgehende Hölzer extra für ihren Bau neu beschafft, aber ein Grossteil des Bauholzes stammt aus Abbrüchen, sei es eines Vorgängerbaus, sei es dass sie von weiter her zugeführt wurden. Die Scheune in ihrer heutigen Form mag ab der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet worden sein. Bergseitig war ein teilweise ins Terrain eingetiefter Raum für Zugtiere und Gerät abgetrennt Er wurde im 20. Jahrhundert vom Skiclub Aarau, der seinen Sport am gegenüberliegenden Hang ausübte, bescheiden ausgebaut.
Bei der Renovation musste alles Mauerwerk neu erstellt werden. Das zusammengewürfelte Holzwerk befand sich zu einem bedeutenden Teil in schlechtem Zustand und wurde ausgewechselt.
Noch sind die Arbeiten nicht vollständig abgeschlossen: kleinere Maurerarbeiten stehen noch an, eine Türe fehlt, das Gerüst steht noch und die Baustelle muss geräumt werden.




25.09.2019 – DAS ENDE EINER FELDSCHEUNE

Feldscheune Spittelmatt bei Langenbruck.


Der Herbstwind hat die Feldscheune nun zum Einsturz gebracht.

 

  

 

Zeglingen, Leimenrain

Die Wiesen oberhalb von Zeglingen wurden früher zum grossen Teil von ihren Besitzern geheut. Danach standen sie als allgemeine Herbstweide zur Verfügung. Die Eigentümer hätten entgegen dem hergebrachten Recht gerne ihre Flächen auch ein zweites Mal geschnitten, womit aber später nur noch wenig Gras für die allgemeine Weide zur Verfügung stand. Diese Konflikte schwelten in allen Dörfern mit Bergmatten bis zum Zeitpunkt, als das Landeigentum keinen Einschränkungen mehr unterlag. Für den Eigentümer wuchs die Menge an Futter, das er auf seinem Grundstück gewinnen konnte. Wohl aus diesem Grund weist eine Vielzahl der heute noch stehenden Feldscheunen als Vergrösserung des Bergeraums eine Dachkonstruktion mit Kniestock auf. Dabei sind einige von Beginn weg so konzipiert worden, bei anderen ist der Kniestock auf eine bestehende Konstruktion aufgesetzt.

Für die Scheune im Leimenrain wurden einige lange durchgehende Hölzer extra für ihren Bau neu beschafft, aber ein Grossteil des Bauholzes stammt aus Abbrüchen, sei es eines Vorgängerbaus, sei es dass sie von weiter her zugeführt wurden. Die Scheune in ihrer heutigen Form mag ab der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet worden sein. Bergseitig war ein teilweise ins Terrain eingetiefter Raum für Zugtiere und Gerät abgetrennt Er wurde im 20. Jahrhundert vom Skiclub Aarau, der seinen Sport am gegenüberliegenden Hang ausübte, bescheiden ausgebaut.
Bei der Renovation musste alles Mauerwerk neu erstellt werden. Das zusammengewürfelte Holzwerk befand sich zu einem bedeutenden Teil in schlechtem Zustand und wurde ausgewechselt.
Noch sind die Arbeiten nicht vollständig abgeschlossen: kleinere Maurerarbeiten stehen noch an, eine Türe fehlt, das Gerüst steht noch und die Baustelle muss geräumt werden.

 

Interview Zivildienst Leistende am 25.09.2019

– Warum hast Du dich für den Einsatz bei der Stiftung Baustelle Denkmal entschieden?

„Das hat verschiedene Gründe.  Zum einen bin ich Zimmermann. Die Stiftung

Baustelle Denkmal ist mir bekannt und ich bin auch über Projekte informiert

Es macht mir Spass mit Holz zu arbeiten, was ich sonst wenig machen kann“.

– Wie sieht Deine Arbeit beim Verein Baselbieter Feldscheunen aus?

„Zuerst machten wir die alten Steinmauern wieder hergestellt. Alles von Hand

Aktuell arbeiten wir am Dachstuhl. Wir ergänzen aber alles, war noch gut ist wird

belassen  damit die alten Traditionen wiedergespiegelt bleiben“.

– Hast du die Feldscheunen und  das Baselbiet schon gekannt und was ist das

Besondere hier?

„Die Feldscheunen habe ich nicht gekannt. Ebenfalls war mir das Baselbiet nicht

gut bekannt, aber ich finde es mega schön, dass man sich einsetzt um eine

solche       Kulturlandschaft zu pflegen. Wir konnten auch Bilder von

Feldscheunen sehen.“

– Warum hast Du dich für den Einsatz bei der Stiftung Baustelle Denkmal entschieden?

„Das alte Handwerk interessiert mich wie man mit Holz arbeitet

Das Projekt und die Stiftung habe ich nicht gekannt. Ebenso das Baselbiet

aber ich finde es mega schön eine solche Kulturlandschaft zu pflegen und zu

erhalten. Wir sahen Bilder von Feldscheunen vor und nach der Renovation

Eine Landschaft verliert beim Verlust der Feldscheunen

irgendwie das Herz“.

– Wie sieht Deine Arbeit beim Verein Baselbieter Feldscheunen aus?

„Zuerst haben wir eine halbe Woche gemauert. Aktuell sind wir am Dachstuhl.

Das Abbinden haben wir in der Werkstatt erledigt und aktuell sind wir am

Aufrichten“.

– Hast du die Feldscheunen und das Baselbiet schon gekannt und was ist das

Besondere hier?

„Das Baselbiet und die Feldscheunen habe ich gar nicht gekannt. Ich finde es

aber mega schön hier und die Gegend ist sehr interessant.

Es ist wirklich ein lässiger Einsatz“

– Warum hast Du dich für den Einsatz bei der Stiftung Baustelle Denkmal entschieden?

„Ich arbeite hier bei der Firma Holzwege als Zimmermann. Ich wurde dann

angefragt, ob ich im Zivildienst das Projekt machen möchte“.

– Wie sieht Deine Arbeit beim Verein Baselbieter Feldscheunen aus?

„Ich leite die Zivildienstleistenden an und mache das Programm.

Aktuell habe ich zwei Kollegen, die mit Holz arbeiten. Das ist natürlich

Ideal“.

– Hast du die Feldscheunen und das Baselbiet schon gekannt und was ist das

Besondere hier?

„Den Verein habe ich nicht gekannt wusste aber nicht, dass es so viele

Feldscheunen im Baselbiet gibt. Bis jetzt habe ich mich nicht gross

mit ihnen beschäftigt“.

AS 25.09.2019

DAS ENDE EINER FELDSCHEUNE.

Feldscheune Spittelmatt bei Langenbruck.

Der Herbstwind hat die Feldscheune nun zum Einsturz gebracht.

 

Foto Urs Hunziker
Foto Jakob Steinmann November 2019