Geschichten

Eptingen Niederbölchen

Jahrhundertealte Geschichte, vereint in Stein und Gebälk

Feldscheunen sind Relikte aus längst vergangenen Zeiten – und quasi eine Oberbaselbieter Spezialität. Als es verboten war, ausserhalb des Dorfetters zu bauen, erfuhren sie ihre Blütezeit. Heute brauchen sie Aufmerksamkeit, um nicht zu zerfallen.

Unscheinbar duckt die Feldscheune Niederbölchen sich unter ausladende Bäume, die ihr den Eindruck eines eigenen kleinen Universums verleihen. Sowohl räumlich als auch zeitlich. Die Esche und die majestätischen Linden scheinen den länglichen Weidstall förmlich zu beschützen. Wer das alte Haus an der Strasse zwischen Eptingen und dem Chilchzimmersattel sieht – und es auch wahrnimmt – wird gefangen genommen von der Seele des Ortes und dem einzigartigen Mikrokosmos, der es umgibt.

Eine jahrhundertealte Geschichte steckt im Holz und in den Mauerritzen, aus denen Brennnesseln wachsen. Wie alt die Feldscheune genau ist, weiss man nicht. Die Dachkonstruktion, die sich wie die Bausubstanz zum grössten Teil noch im Originalzustand befindet, weist darauf hin, dass sie bereits vor dem Jahr 1720 erbaut wurde. Das Wohnhaus des Hofs Niederbölchen, zu dem sie gehört, datiert von 1763, davor dürfte es aber schon einen „Vorgänger“ gegeben haben: Georg Friedrich Meyer, der die Basler Landschaft zwischen 1678 und 1681 in seinen berühmten Planskizzen zeichnete, hielt ihn bereits fest.

Die Feldscheune entstand zu einer Zeit, als es der Bevölkerung verboten war, ausserhalb der Dorfetter  zu bauen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts galt in den von Basel regierten Gebieten der Flurzwang. Die allermeisten Aussenhöfe, die heute das Bild des ländlichen Baselbiets prägen, entstanden damit erst ab dem 19. Jahrhundert.

Ausnahmen bildeten die Feldscheunen, wo man Vieh, Futter oder Gerätschaften unterbringen konnte, und die sogenannten Sennhöfe. Im Oberbaselbiet gab es damals ungefähr ein Dutzend; der Niederbölchen ist einer davon. Auf diesen Höfen wurde, wie auf den heutigen Sennbetrieben in den Alpen und vereinzelt im Jura, das Vieh gesömmert. Zehnten und Steuern bezahlten die Sennen der Obrigkeit normalerweise in Naturalien, häufig als Butter, die dann nach Basel geliefert wurde. Auf dem Niederbölchen wurden aber auch etliche Münzen aus dem 18. Jahrhundert gefunden, was darauf hindeutet, dass die damaligen Bauern Butter und Käse auch gegen Bargeld verkauften.

Im Baselbiet haben rund 280 Feldscheunen aus der Zeit zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert bis heute überdauert. Sie sind eine Einzigartigkeit im Jura, denn den ganz bestimmten Typus, den wir bei uns treffen, gibt est nur zwischen den historisch wichtigen Übergängen der Salhöhe und des Passwangs. Sie sind ein Relikt aus der vorindustriellen Zeit der Dreifelderwirtschaft. In der heutigen Landwirtschaft haben die Feldscheunen ihren Zweck eingebüsst und verfallen zunehmend.

Auch die Feldscheune Niederbölchen ist am Verrotten. Doch so desolat ihr Zustand sich aktuell zeigt: Rettung ist in Sicht. Der Verein Baselbieter Feldscheunen beabsichtigt, sie im Jahr 2017 umfassend zu sanieren und somit ihr Fortbestehen zu sichern.

(Dieser Text von Barbara Saladin erschien im Sommer 2016 in der „Volksstimme“, Sissach)


 

Diepflingen Glanzmatt

Von nassen Matten und versiegenden Quellen

Feldscheunen konnten auch Weidställe oder Heuschober sein. Im Homburgertal etwa lagerte man darin Futtermittel, das an fremde Fuhrleute verkauft wurde. Damals reiste man noch im Bachbett.

Die heutige „Hauptperson“ im Reigen der charakterstärksten Oberbaselbieter Feldscheunen ist die Glanzmatt oberhalb Diepflingen. Auch diese Feldscheune, die aus dem 18. Jahrhundert stammen dürfte, hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Mauern sind brüchig und die Biberschwanzziegel auf dem Dach bemoost, ein altersschwacher Jagdhochsitz ist mit Spannset am Gebälk festgezurrt, und Sprayereien verunzieren die vordere Mauer.

Die etwas trostlos wirkende Feldscheune in unmittelbarer Nachbarschaft eines noch trostloseren, leer stehenden Bauernhofs an der frisch ausgebauten Strasse zwischen Diepflingen und Sommerau erlebte aber durchaus einmal glänzende Zeiten. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihren Namen erhielt sie wegen der Wässermatten. Wie im Eital wurden die Wiesen in unmittelbarer Nähe des Homburgerbachs früher regelmässig geflutet, um sie so mit Nährstoffen zu versorgen. Dann glänzte das stehende Wasser im Sonnenlicht.

Die Wässermatten waren lange Zeit die wertvollsten Matten und das beste Land, sie ergaben hochwertiges Futter. Die Bauern dürften dieses für das eigene Vieh verwendet haben und verkauften an fremde Reisende wohl eher anderes.

Bereits vor langer Zeit führte ein wichtiger Transportweg durchs Homburgertal. Vor dem Bau der Eisenbahnlinie in den 1850er-Jahren war der „Treibstoff“ für die Transportfahrzeuge Heu und Hafer, weshalb die Bauern des Homburgertals mehr Heu produzierten, als sie selber brauchen konnten, um einen Teil zu verkaufen. Wie in der Heimatkunde von Diepflingen aus dem Jahr 1863 nachzulesen ist, führte die Strasse bis 1801 durchs Bett des Homburgerbachs, der sein Gesicht mit jedem Hochwasser wieder veränderte. „Die Fuhrleute ritten dabei entweder zu Pferde oder gingen zu Fusse dem Ufer entlang und führten die Thiere, welche das Fuhrwerk nachschleppten, von da aus an einer Halfter“, heisst es.

Die Eisenbahn, die das Tal 1858 erreichte, bedeutete nicht nur einen starken Einschnitt für das Fuhrhalter-Transportwesen, das der Bevölkerung mit Übernachtungen und Verpflegung der Reisenden und Pferdevermietungen für den Vorspann einen bedeutenden Nebenverdienst beschert hatte, sondern auch das Ende der Wässermatten. Denn während des Tunnelbaus waren verschiedene Quellen im Berg abgegraben worden, was dazu führte, dass das Wasser neu gegen Süden in die Aare floss und der Homburgerbach quasi austrocknete. Es kam zum Volksaufstand und Polizeieinsatz an der Tunnelbaustelle, und schliesslich konnte der Regierungsrat unter Vermittlung des Bundesrates mit der Schweizerischen Centralbahn einen Kompromiss aushandeln: Ein Teil des Wassers wurde in den Homburgerbach zurück geleitet. Allerdings war es danach nicht mehr möglich, sowohl wegen der Qualität als auch wegen der Quantität des Wassers, die Matten am Homburgerbach ausreichend zu wässern.

Zum Anbruch des neuen Zeitalters schrieb Fridolin Tschudi, der Verfasser der Diepflinger Heimatkunde 1863: „Mit der Eisenbahneröffnung hörte nun das belebte Treiben und Rennen und Jagen in Diepflingen auf, und eine öde Stille trat ein. Es scheint, es sei durch das Aufhören des Transits auf der Landstrasse ob unserer Gemeinde ein düsterer Schleier gewoben, der sich nie mehr lüften werde. Wir hören und sehen zwar alle Tage den Leviathan mit seinem tik tak und Sausen und Brausen an der Seite des Berges vorbeischnurren, aber er eilt bei uns vorbei, ohne anzuhalten.“

(Dieser Text von Barbara Saladin erschien im Sommer 2016 in der „Volksstimme“, Sissach)


 

Läufelfingen Rüttiboden

Aus Namen wie aus Händen lesen

Nicht nur Feldscheunen zeugen von längst vergangenen Zeiten, sondern auch Flurnamen. Sie konservieren das Gedächtnis der Landschaft, erzählen von Feuer, Wasser und Erde – und verraten, wo es Knochen geben könnte.

Die Jahreszahl 1794 prangt über einem Fensterschlitz der Feldscheune Rüttiboden. Immerhin ein Anhaltspunkt zum Alter, das bei vielen Feldscheunen ansonsten für immer ein Rätsel bleibt. Die Scheune befindet sich im äussersten Süden des Bezirks Sissach auf dem Gemeindegebiet Läufelfingen, unweit der Passhöhe des Unteren Hauensteins. Sie wird von grossen knorrigen Bäumen beschirmt und scheint sich in die Landschaft zu ducken, als habe sie Angst vor irgendetwas.

Die Feldscheune Rüttiboden liegt inmitten von Zäunen. Im Sommer weidet hier Vieh. Eine lange Hecke zieht sich über die Wiese. Heute werden Hecken vor allem wegen ihrer reichen Biodiversität geschätzt und gepflegt und allenfalls noch als Windschutz und Schattenspender für das Vieh, doch in vergangenen Jahrhunderten waren die „Läbhäg“ eine Reaktion auf die Holzknappheit. Die Obrigkeit in Basel hielt die Bauern dazu an, Hecken zu pflanzen, denn Holz wurde für alles gebraucht: zum Bauen, zum Feuern, für die Eisenverhüttung. Aus Weissdorn und Hasel wurden beispielsweise billige Fassreifen gefertigt.

Im Baselbiet gibt es neben Hecken und Feldscheunen aber noch andere Relikte in unserer Landschaft, die von längst vergangenen Lebensrealitäten zeugen und gewissermassen das Gedächtnis der Landschaft konservieren: die Flurnamen. Diese sieht man zwar nicht – ausser auf Landkarten und Strassenschildern – aber sie haben viel zu erzählen. Oft verraten sie Dinge, die sonst schon lang vergessen wären. Der Rüttiboden beispielsweise, wo unsere heutige Feldscheune steht, wurde früher einmal gerodet („gerüttet“). Dazu muss man wissen, dass im Mittelalter grossflächig Wald gerodet und damit Land erschlossen und kultiviert wurde, um der Natur landwirtschaftlich nutzbare Fläche abzutrotzen. Dies geschah oft in jahrzehntelanger mühevoller Arbeit und führte ab dem 10. Jahrhundert dazu, dass das bisher mehrheitlich bewaldete Mitteleuropa ein ganz neues Gesicht bekam.

Die Rodungen wurden während Jahrhunderten fortgesetzt – und noch heute kann man zum Teil hören, wo dies geschah. Eben zum Beispiel auf dem Rüttiboden, dem Gelterkinder Rütenberg, der Muttenzer Rüttihard oder beim Dorf Rüti im Zürcher Oberland. Auch Flurnamen, die das Wort „Brand“ beinhalten, weisen auf die Urbarmachung von bisherigem Brachland durch Brandrodung hin.

In vielen Flurnamen hat sich auch die Topografie niedergeschlagen, ebenso wie die Beschaffenheit des Bodens, die Grösse oder Lage eines Grundstücks oder dessen Nutzung. Wenn auf einer Flur namens Chäibacher, wie es bei Gelterkinden einen gibt, beispielsweise alte Knochen gefunden werden, so sind diese höchstwahrscheinlich also keine archäologische Sensation, sondern die Überreste von dort einst verbuddelten Kadavern (Chäib = verendetes Tier).

So kann man auch heute noch viel über ein Stück Land lernen: durch ein einziges Wort. Darum sollte man nicht verwundert sein, wenn ein Keller in der „Moosmatt“ einfach nicht trocken zu kriegen ist, man im „Lätte“ auf mehrheitlich lehmigen Boden stösst oder das „Grütsch“ einen Eintrag in die Naturgefahrenkarte erhält. Dass dies so ist, hat der Flurname bereits verraten.

(Dieser Text von Barbara Saladin erschien im Sommer 2016 in der „Volksstimme“, Sissach)


 

Langenbruck Spittelweid

Matrosen auf dem Pass und die Flucht in die Fremdenlegion

Von gestrandeten Matrosen und geflohenen Rauchern: Wenn Feldscheunen reden könnten, könnten sie wohl unzählige Geschichten erzählen. Glücklicherweise gibt es Menschen, die dies für sie übernehmen.

„Se non e vero, e ben trovato,“ heisst eine italienische Redensart: Wenn es nicht wahr ist, ist es gut erfunden. Sicher gibt es viele Geschichten, die sich um Feldscheunen ranken und die beim genaueren Betrachten wohl eher im Reich der Fantasie anzusiedeln sind. Aber es gibt auch genug wahre Begebenheiten, die zu erzählen es wert sind. Von Matrosen und der Leventina zum Beispiel, und sogar von der Flucht in die Fremdenlegion.

Über ein nicht mehr existierendes „Heuhüsli“, das einst im Eital linksseits der Strasse von Tecknau nach Zeglingen stand, weiss Max Wirz aus Wenslingen folgende Geschichte zu erzählen: Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg übernachtete dort einmal ein Mann, der wohl rauchte und damit die Feldscheune in Brand steckte. Vor lauter Angst, dass er deswegen verhaftet werde, traute er sich nicht zurück in seinen Wohnort – ein Nachbardorf – und begab sich in die Fremdenlegion. Aus dieser kehrte er erst Jahre später wieder ins Oberbaselbiet zurück.

Nicht ganz so dramatisch, aber ebenfalls interessant sind die Erzählungen von Oliver Wackernagel. Der Basler verbrachte während des Zweiten Weltkriegs viel Zeit im Schönthal bei Langenbruck, wo seine Grosseltern Höfe besassen und er in der Landwirtschaft half. Er weiss zu berichten, dass in der Feldscheune Spittelweid am Oberen Hauenstein um 1945 Matrosen der Rheinschifffahrt einquartiert gewesen seien. Wie viele es waren, weiss er nicht mehr, aber „sicher mehr als ein Dutzend, vor allem Schiffsjungen in der Ausbildung“. Durch den Krieg war die Rheinschifffahrt stark erschwert. Als die Alliierten im Herbst 1944 schliesslich das Kraftwerk von Kembs kaputt bombardierten, gab es kein Durchkommen mehr. Die Schweizerische Reederei AG, die die Hofgüter Spittel und Neubrunn in Langenbruck gekauft hatte, verbrachte ihr arbeitslos gewordenes Schiffspersonal also in den Oberbaselbieter Jura, wo es in einem eigenen Meliorationswerk arbeitete.

Der Übername „Leventinascheune“, wie die Feldscheune Spittelweid auch genannt wird, hat denn auch nichts mit dem Tessiner Tal zu tun, sondern beruft sich auf den Namen des Schulschiffs Leventina, auf dem die Schiffsjungen eigentlich ihre Ausbildung hätten absolvieren sollen, wenn der Krieg ihnen keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.

Später, als der Rhein wieder offen und die Matrosen weg vom Massenlager im Faltenjura und zurück auf dem Wasser waren, verkaufte die Reederei ihre Bauernhäuser wieder. Allmählich verkam die Spittelweid. Heute ist die Feldscheune, die fast die Grösse eines Einfamilienhauses aufweist, einsturzgefährdet. Auch ihr Zweck ist mit der Mechanisierung der Landwirtschaft, als die Transportwege zunehmend keine Rolle mehr spielten, weggebrochen. Und auch sie steht auf der Roten Liste des Vereins Baselbieter Feldscheunen. Es ist zu hoffen, dass die „Leventinaschüüre“ mitsamt ihren Geschichten erhalten werden kann, bevor der Zahn der Zeit sie unwiderruflich zu Fall bringt.

(Dieser Text von Barbara Saladin erschien im Sommer 2016 in der „Volksstimme“, Sissach)


 

Tecknau Aleten

Gerettet und erhalten – trotz Gift und Blitz

Das „Tabakhüsli“ bei Tecknau hat schon viel erlebt: Heu fürs Vieh, Tabak für die Raucher, Digitalis fürs Herz, und sogar einen Blitzeinschlag. Heute hat es ein neues Dach.

Die Feldscheune in der Aleten bei Tecknau hatte Glück. Sie bekam ein neues Dach und damit ein neues „Leben“. Nachdem im Feldscheunen-Inventar mit sämtlichen landwirtschaftlichen Kleinbauten im Kanton festgehalten worden war, die Scheune sei in „bedauernswertem Zustand“, dass das Dach sei eingefallen, Ziegel fehlten und ein Efeubaum überwuchere sie, konnte sie erhalten werden. Im Herbst 2012 wurde sie von der Firma Holzwege in Gelterkinden in Zusammenarbeit mit dem Verein Baselbieter Feldscheunen restauriert und mit einem neuen Dachstuhl versehen. Weil das Gebälk schon so morsch war, dass eine Renovation zu wenig weit gegriffen hätte, erhielt sie eine exakte Kopie der bestehenden Konstruktion.

Nun erstrahlt das „Tabakhüsli“, wie die Scheune im Volksmund heisst, in neuem Glanz. Ihren Namen erhielt sie, weil in den 1930er- und 1940er-Jahren kurzzeitig Tabak in den Aleten angebaut wurde, welchen man in der Scheune zum Trocknen aufhängte. Auch in anderen Dörfern hielt der Tabakanbau Einzug. „Es war aber ein kurzes Intermezzo in den Krisenjahren und zur Zeit des Kriegs“, weiss der Tecknauer Heinz Spinnler zu berichten. Insgesamt wurde im Baselbiet nur an wenigen Orten Tabak angebaut. Die grösste Verbreitung erlebte dieser Landwirtschaftszweig 1945 mit einer Fläche von gerade mal vier Hektaren.

Etwas erfolgreicher – aber ebenfalls nicht von viel längerer Dauer – war der Anbau von Digitalis. Die Fingerhüte wurden im Auftrag der Basler Chemie gepflanzt, um daraus ein Herzmittel herzustellen – bis der Wirkstoff schliesslich synthetisch hergestellt werden konnte.

Das Beispiel von Tabak und Digitalis im kleinen Tal der Aleten zeigt, dass die Landwirtschaft sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder der Zeit anpasste.

Während der Dreifelderwirtschaft vor der Industrialisierung war der Rhythmus allerdings klar gewesen: Man baute in immer derselben Reihenfolge immer dasselbe an. Wintergetreide, dann Sommergetreide, dann liess man das Feld ein Jahr brachliegen. Zusätzlich gab es die Allmend, die vor allem der Beweidung diente. Landwirtschaft war stets Handarbeit, man brauchte viel Muskelkraft und viel Zeit. Um unnötige Transporte von Heu oder Gerätschaften einzusparen und dem Platzmangel auf den Höfen entgegen zu treten, waren die Feldscheunen wichtige Faktoren.

Dass es sie heute im Zeitalter der Landwirtschaftsmaschinen und Siloballen nicht mehr braucht, liegt auf der Hand. Und doch sind die kleinen Bauten, die Heuhäuschen und Weidställe mit der Landschaft verwachsen. Sie bilden kleine Welten, umgeben von Sträuchern und bewohnt von manchem heimlichen Untermieter. Mit ihrem Erhalt trägt der Verein Baselbieter Feldscheunen dazu bei, ein Stück Kulturgeschichte vor dem Verschwinden zu bewahren und an künftige Generationen weiter zu geben. Dazu braucht es Menschen mit Herzblut.

Und manchmal auch, wie das Beispiel des „Tabakhüsli“ zeigt, eine gehörige Portion Glück. Denn wie Heinz Spinnler zu erzählen weiss, schlug vor mehreren Jahren – noch vor der Sanierung – ein Blitz in den Nussbaum ein, der unmittelbar neben der Feldscheune Aleten stand. Die gesamte Rinde des Baumstamms sei weggeschält gewesen danach, doch da es ein kalter Blitz war, fing weder Baum noch Haus Feuer. Das „Tabakhüsli“ blieb unversehrt, der Nussbaum selber starb ab.

(Dieser Text von Barbara Saladin erschien im Sommer 2016 in der „Volksstimme“, Sissach)