Baselbieter Feldscheunen

«Feldscheunen beleben die Landschaft und erzählen als Landschaftselemente eine eigene und spannende Geschichte.»

ÜBERSICHT

Die schöne Baselbieter Landschaft entstand durch menschliche Nutzungen: Obstbäume,  Hecken, Blumenwiesen, Holzzäune, Steinmauern, Lesesteinhaufen und Feldscheunen beleben die Landschaft und erzählen als Landschaftselemente eine eigene und spannende Geschichte. Die Landschaft ist damit unser externes Gedächtnis.

Doch das Langzeitgedächtnis der Landschaft droht zu erlöschen. Durch die Veränderungen in der Landwirtschaft sind die meisten Blumenwiesen und Obstbäume verschwunden, Feldscheunen wurden abgerissen und Bäche eingedolt. Gleichzeitig haben sich die Siedlungen immer weiter ausgebreitet. Unsere einzigartige und unverwechselbare Kulturlandschaft löst sich auf und weicht einem globalisierten Landschaftstyp, der überall in Europa gleich aussieht und den Menschen immer weniger «Heimat» sein kann. Zurück bleibt eine Landschaftsausstattung, die nur noch internationalen Normen gerecht wird.

Feldscheunen sind unverfälschte Zeugen der vergangenen Baukultur im ländlichen Baselbiet. Durch ihre nutzungsbedingte Lage im offenen Land prägen sie das Landschaftsbild vor allem im oberen Kantonsteil mit. Sie stehen aber auch für eine vergangene landwirtschaftliche Bewirtschaftungsform, die mit den vor Ort vorhandenen Mitteln und ohne Motorisierung betrieben wurde. Die meisten Feldscheunen sind heute gefährdet, da sie in der modernen Landwirtschaft ihre Nutzung verloren haben und darum vernachlässigt werden. Die Bestrebungen, dieses Kulturgut zu erhalten, helfen mit, unser bauliches, kulturelles und die Landschaft prägendes Erbe und damit einen Teil unserer Heimat zu bewahren.

TYPOLOGIE

In alter Zeit wurde das Land von den Dörfern aus bewirtschaftet, nach Regeln, die für alle galten. Einzelhöfe bestanden kaum. Mit dem Beginn der Neuzeit begann die Bevölkerung zu wachsen, und mehr Einwohner mussten ernährt werden. Immer abgelegenere Landstücke wurden gerodet und zunehmend einzelne Stücke oder ganze Landkomplexe von Bauern «eingeschlagen», d.h. von den in der Flur geltenden genossenschaftlichen Regelungen ausgenommen und meist zu Wiesen eingezäunt. Auf solchem Land wurden Heuhäuschen errichtet, von denen aus im Spätherbst das Heu ins Dorf gefahren wurde, oder kleine Stallscheunen, in denen das Heu dem Vieh verfüttert wurde. Die Einschlagbewegung, und damit der Bau dieser kleinen Gebäude in freier Flur, fand ihren Höhepunkt im 18. Jahrhundert. Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurden grössere Stallscheunen häufiger. Später wurden eigentliche Aussenhöfe mit Wohnhäusern errichtet.

Über den Beginn der Bewirtschaftung der hochgelegenen Juraweiden ist wenig bekannt. Der herkömmliche Weidebetrieb erforderte zahlreiche Weidställe.

All diese oft noch unverfälschten kleinen Gebäude geben einen Einblick in die in unserer Gegend früher üblichen Konstruktionsarten: die Verwendung von Holz im Block- und Ständerbau, massives Bruchsteinmauerwerk, Dachkonstruktionen in allen Varianten sind anzutreffen.

LANDSCHAFT

Seit jeher verändert sich unsere Kulturlandschaft im Gleichschritt mit veränderten Bedingungen und Möglichkeiten der Bewohner. Doch mit dem Beginn des Aufschwungs in den 1950-er Jahren eröffneten sich durch die Motorisierung in der Landwirtschaft ganz neue Dimensionen: mit immer weniger Personal konnten immer grössere Flächen bewirtschaftet werden. Einzelbäume, Unebenheiten im Gelände, Hecken, Bäche, die alte Wegführung, die Kleinteiligkeit der Landschaft stand dieser Entwicklung im Wege. Unsere für rationelle Landwirtschaft geeigneten Flächen sind heute ausgeräumt, die Flächenerträge kaum mehr zu steigern. Einzelne Feldscheunen in dieser kahlen Landschaft sprechen die Sinne besonders an. An weniger produktiven Standorten haben aber Elemente der alten, vielfältigen Landschaft überlebt. Hier zeigt sich die Beschaffenheit des Untergrundes noch direkt in der Vegetation, wachsen Hecken und Bäume an steinigen Orten und auf Parzellengrenzen, zeigen sich Wegspuren zum Holzschleifen und für den Transport mit dem Heuschnecken. An solchen Orten stehen zahlreiche Feldscheunen im Einklang mit ihrer Umgebung.